Edelsteinland: Minen, Manufakturen & historische Orte in Rheinland-Pfalz

Wenn man „Edelsteinland“ hört, denkt man zuerst an funkelnde Steine und glitzernden Schmuck. Bei unserem Besuch in Rheinland-Pfalz haben wir aber schnell gemerkt: Das Edelsteinland ist viel mehr als das. Unter Tage erzählen alte Minen ihre Geschichten, in Werkstätten kann man echtes Handwerk hautnah erleben, und kleine Orte strahlen einen Charme aus, der fast so wirkt, als hätte die Zeit hier angehalten. In diesem Artikel nehmen wir dich mit auf unsere Reise durch diese einzigartige Region – von Idar-Oberstein, dem Herz der deutschen Edelsteinwelt, über den Steinkaulenberg und das historische Kupferbergwerk in Fischbach bis zu den Manufakturen, in denen noch heute Unikate entstehen. Am Ende zeigen wir dir, wie du all diese Erlebnisse ganz einfach während einer spannenden ManufakTour kombinieren kannst.
Was dich erwartet..
Idar-Oberstein: Das Herz des Edelsteinlands
Idar-Oberstein ist seit Jahrhunderten das Herz der deutschen Edelsteinwelt. Nirgendwo sonst liegen Handwerk, Industrie, Forschung, Handel und sogar Ausbildung so eng beieinander wie hier – ein Ort, an dem Tradition und Innovation auf faszinierende Weise zusammenkommen. Wenn du etwas Zeit mitbringst, kannst du neben funkelnden Edelsteinmanufakturen auch die alten Edelsteinminen Steinkaulenberg besuchen oder durch das Deutsche Mineralienmuseum schlendern. Hoch über der Stadt wacht außerdem das Schloss Oberstein und die Burgruine Bosselstein, dessen Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht und welche dir einen wunderschönen Blick auf das Nahetal bieten.
Und natürlich darf das Wahrzeichen nicht fehlen: die Felsenkirche, die wie ein Adlerhorst direkt in die rötlichen Felsen ragt. Von unten wirkt sie beeindruckend und majestätisch, von oben eröffnet sich ein traumhafter Blick über die Umgebung. Die Geschichte der Kirche reicht bis ins Mittelalter zurück – ein Ort voller Geschichten, den du einfach einmal gesehen haben solltest.
Unser Tipp für eine kleine Pause:
Das Café Maje in der Fußgängerzone. Gemütlich, charmant und mit hausgemachten Kuchen – ideal, um kurz durchzuatmen. Besonders lecker: die vielfältigen Kaffeespezialitäten.
Steinkaulenberg: Europas einzige Edelsteinmine für Besucher
Einer der Orte, die uns im Edelsteinland am meisten fasziniert haben, ist der Steinkaulenberg. Hier befindet sich die einzige Edelsteinmine Europas, die für Besucher geöffnet ist – allein das macht den Besuch schon besonders.
Wenn du durch die beleuchteten Stollen läufst, glitzern Achate, Amethyste, Bergkristalle und Rauchquarze im Scheinwerferlicht. Dein Guide erzählt, wie die ersten Steine hier vor Jahrhunderten entdeckt wurden, und man bekommt eine gute Vorstellung davon, wie mühsam und faszinierend der Abbau damals war.
Geologisch ist der Steinkaulenberg ein kleines Wunder: Vor rund 270 Millionen Jahren formten Vulkanausbrüche die Hohlräume, in denen sich die Mineralien bildeten. Heute kannst du diese glitzernden Schätze direkt unter Tage bewundern.
Unser Tipp:
Direkt nebenan liegt das Edelsteincamp, in dem du selbst zur Schatzsucherin oder zum Schatzsucher werden kannst. Mit Spitzhacke und Spaten geht’s auf die Suche nach Achaten, Amethysten oder Rauchquarzen – ein echtes Erlebnis für Groß und Klein.
Industriedenkmal Jakob Bengel: Schmuckgeschichte zum Anfassen
Ein weiterer Stopp, den wir dir unbedingt empfehlen, ist das Industriedenkmal Jakob Bengel. Hier tauchst du ein in die Welt des Art-Déco und der Modeschmuckproduktion des 20. Jahrhunderts.
Besonders faszinierend sind die Schmucklinien aus den 1920er- und 30er-Jahren und die Art, wie Maschinen und Menschen damals zusammenarbeiteten. Die Führung erzählt nicht nur die Geschichte der Industrie, sondern auch die Geschichten der Menschen, die hier gearbeitet haben. Im Industriedenkmal Jakob Bengel wird dieses besondere Design-Erbe bis heute lebendig – ein Ort, der Tradition, Kreativität und Geschichte auf spannende Weise verbindet.
Schmuckwerkstätten: Traditionelles Handwerk trifft auf kreative Ideen
Im Edelsteinland ist die Schmuckherstellung weit mehr als nur ein altes Handwerk. Sie ist lebendige Kultur, die Geschichte und Gegenwart miteinander verbindet. Zwischen glänzenden Edelsteinen, Werkbänken und einer großen Portion Leidenschaft entstehen hier echte Unikate. Viele Gold- und Silberschmiedinnen und -schmiede, Gestalterinnen und Gestalter sowie Künstlerinnen und Künstler führen die Tradition der Region fort und interpretieren sie auf ganz eigene Weise. Bei einer ManufakTour, über die wir dir im nächsten Teil des Beitrags noch mehr erzählen, kannst du diese Kunst hautnah erleben und den Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Zwei der Werkstätten, die Teil dieser Tour sein können, möchten wir dir hier schon vorstellen.
Anderswelten in Stipshausen
In Stipshausen haben wir die Schmuckdesignerin Jennifer Sauer besucht, deren Atelier Anderswelten seinem Namen alle Ehre macht. Ihre Stücke sind inspiriert von Natur, nordischer Mythologie, Heimat und der besonderen Energie des Hunsrücks. Beim Betrachten ihrer Werke spürt man sofort, dass jedes einzelne Schmuckstück eine Geschichte erzählt, mal poetisch, mal kraftvoll und immer einzigartig. Besonders fasziniert hat uns, wie Jenny traditionelle Techniken mit modernen Formen verbindet und so eine unverwechselbare Handschrift entwickelt. Ihr Atelier ist ein Ort voller Kreativität, an dem man sich sofort willkommen fühlt.
Goldschmiede Stellwagen in Herborn
Auch der Besuch in der Goldschmiede Stellwagen in Herborn war ein echtes Highlight. Hier trifft klassisches Handwerk auf zeitgenössisches Design. Alles wirkt durchdacht, präzise und mit viel Gespür für das Besondere gefertigt. Wir durften nicht nur zuschauen, sondern selbst aktiv werden. Unter der fachkundigen und herzlichen Anleitung von Sibylle und Jürgen Stellwagen entstanden unsere eigenen kleinen Anhänger, die uns bis heute an diesen Tag erinnern. Dabei wurde uns einmal mehr bewusst, wie viel Geduld, Sorgfalt und Leidenschaft in jedem Schmuckstück steckt und wie bereichernd es ist, selbst Teil dieses kreativen Prozesses zu sein.
Unser Tipp:
Zwischen den Werkstattbesuchen lohnt sich auch ein Abstecher zur Evangelischen Kirche in Stipshausen, deren einzigartige Achatfenster bei Sonnenlicht in den schönsten Farben leuchten und einen wunderbaren Kontrast zur modernen Schmuckkunst bilden.
Auf ManufakTour das Edelsteinland entdecken
Wenn du das Edelsteinland richtig intensiv entdecken möchtest, solltest du die ManufakTour einplanen. Sie verbindet traditionelle Handwerkskunst mit spannender Geschichte und gibt dir die Möglichkeit, den Menschen hinter den Schmuckstücken direkt über die Schulter zu schauen.
Die ManufakTour kann bequem als Paket gebucht werden. Das Paket beinhaltet den Besuch von zwei Schmuckwerkstätten, in denen aktuelle SchmuckdesignerInnen einzigartige Unikate fertigen, sowie den Eintritt zum Industriedenkmal Jakob Bengel, das die Geschichte der Ketten- und Modeschmuckproduktion zeigt. So bekommst du einen umfassenden Einblick, wie Schmuck entsteht. Außerdem enthält das Paket eine Übernachtung inklusive Frühstück und Verpflegung. Die Auswahl der Werkstätten erfolgt abhängig vom Besuchszeitpunkt, sodass du ein individuelles Erlebnis erhältst.
Wer seine Tour planen möchte, kann sie einfach über das EdelSteinLand buchen – telefonisch oder per E-Mail – und bekommt alle Infos zu den teilnehmenden SchmuckkünstlerInnen.
Unser Tipp:
Einmal im Jahr, am Wochenende vor Ostern, öffnen die Werkstätten ihre Türen für die Öffentlichkeit. Hier kannst du viele verschiedene Manufakturen entdecken, live den KunsthandwerkerInnen über die Schulter schauen und die Faszination Edelstein und Schmuck erleben.
Weitere Infos zu den Offenen Werkstätten findest du hier.
Abseits der Edelsteine: Das Kupferbergwerk in Fischbach
Auch das Kupferbergwerk in Fischbach zeigt, dass das Edelsteinland weit mehr zu bieten hat als funkelnde Steine. Schon beim Betreten der Anlage spürt man die Geschichte des Erzabbaus, der hier über Jahrhunderte stattgefunden hat. Die Gänge sind dunkel, geheimnisvoll und vermitteln ein richtiges Gefühl dafür, wie mühsam die Arbeit unter Tage früher war.
Bei einer Führung erfährst du alles über die Techniken des Erzabbaus, die Werkzeuge der Bergleute und die sozialen Zusammenhänge in dieser alten Industrie. Besonders spannend ist, dass du durch echte Stollen gehst, die teilweise noch aus früheren Jahrhunderten stammen, und einen Eindruck davon bekommst, wie die Menschen damals unter diesen Bedingungen gearbeitet haben.
Ein zusätzliches Highlight wartet direkt unter der Erde: der Bergwerkskäse „Alter Steiger“, der hier in der kühlen, feuchten Umgebung reift. Sein Geschmack ist einzigartig und verbindet das historische Flair des Ortes mit einem ganz besonderen kulinarischen Erlebnis.
Herrstein: Mittelalterliches Flair und Fachwerkromantik
Neben all den funkelnden Edelsteinen gibt es in der Region auch viele Orte, die zum Entdecken einladen – einer davon ist Herrstein.
Der kleine Fachwerkort hat uns sofort in seinen Bann gezogen: enge Kopfsteinpflastergassen, liebevoll restaurierte Häuser mit bunten Fassaden und charmante Plätze, die zum Verweilen einladen. Beim Spaziergang durch den historischen Ortskern entdeckst du den Turm der alten Stadtmauer und viele liebevolle Details, die von der langen Geschichte des Ortes erzählen. Immer wieder laden gemütliche Cafés und urige Läden zu einer kurzen Pause ein – perfekt, um den Moment zu genießen und die besondere Atmosphäre aufzusaugen.
Eine besondere Art, Herrstein zu entdecken, ist eine geführte Tour wie zum Beispiel Historisches Herrstein, bei der du tief in die mittelalterliche Geschichte des Ortes eintauchst. Besonders im Herbst und Winter wird es im Rahmen der Fackelführung noch einmal richtig atmosphärisch.
Unser Tipp:
Jedes Jahr im Herbst findet in Herrstein das Schinderhannes-Räuber-Fest statt. Dann erwacht der Ort zu historischem Leben, mit Musik, Handwerksständen, kulinarischen Spezialitäten und jeder Menge mittelalterlichem Flair.
Unterkunftstipp: Boutique-Hotel Villa Horbach
Für uns war die Villa Horbach die ideale Unterkunft im Edelsteinland. Das Boutique-Hotel liegt zentral in Idar-Oberstein, bietet aber gleichzeitig das Gefühl eines kleinen, historischen Rückzugsortes. Die Villa ist eng mit der Geschichte der Region verbunden und vermittelt diesen Charme überall – von den liebevoll restaurierten Zimmern bis zu den historischen Details wie alten Schmuck-Produktionsmaschinen, die man beim Spaziergang durchs Haus entdecken kann. Auch die ausgebauten Kellergewölbe sind einen Blick wert.
Hier lässt sich ein Tag voller Entdeckungen perfekt ausklingen: ein Glas Wein im Garten oder im stilvoll eingerichteten Speisesaal, mit Blick auf die Altstadt – und dem Wissen, dass morgen neue Abenteuer im Edelsteinland warten.
Unser Tipp:
Im Rahmen der ManufakTour hast du auch die Möglichkeit, die Villa als Unterkunft zu buchen.
Unser Fazit: Warum sich eine Reise ins Edelsteinland lohnt
Für uns war das Edelsteinland eine perfekte Mischung aus Abenteuer unter Tage, traditionellem Handwerk, lebendiger Geschichte und entspannten Momenten. Mit der ManufakTour lassen sich all diese Facetten unkompliziert verbinden und du bekommst einen direkten Einblick in die faszinierende Welt der Edelsteine.
Besonders schön: Idar-Oberstein liegt eingebettet im wunderschönen Hunsrück. Die Region ist ein echtes Naturparadies: Zahlreiche Wanderwege führen durch abwechslungsreiche Landschaften, von Flusstälern über Hochflächen bis hin zu dichten Wäldern. Nach spannenden Erlebnissen in Minen oder Werkstätten lohnt sich ein Spaziergang durch diese idyllische Natur oder eine kleine Wanderung, um die frische Luft und die Ruhe zu genießen.
Wer Kultur, Handwerk und Natur erleben möchte, sollte das Edelsteinland unbedingt auf seine Bucket List setzen – für uns eine Region, die wirklich alles vereint.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit der Tourist-Information EdelSteinLand.
Weitere Infos über das EdelSteinLand findest du hier:
Hast du noch Fragen zu einem Besuch im Edelsteinland oder warst du vielleicht selbst schon dort?
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